Die moderne Psi-Forschung beschäftigt sich nicht nur mit dem
Phänomen der Psi-Kräfte und anderer paranormaler Aktivitäten an sich. Inzwischen
besteht ein erheblicher Teil der Forschung darin, die Gründe für ihre schlechte
Erforschbarkeit zu identifizieren. Dabei konnten insbesondere drei verschiedene
Phänomene isoliert werden, die der Untersuchung paranormaler Kräfte und
Ereignisse entgegenlaufen. Erstens lässt sich feststellen, dass paranormal
begabte Personen besonders empfindlich gegenüber psychischem Druck sind, unter
dem sehr häufig ihre besonderen Talente versagen. Neben den
Verdrängungseffekten, auf Grund derer gerade intellektuell starke Zeugen des
Wirkens von Psi-Kräften hierfür aus ihrer Sicht realistischere Erklärungen für
übernatürliche Vorgänge suchen und vorziehen, existiert als dritte Grundlage
die mentale und genetische Konditionierung paranormal begabter Personen, ihre
Kräfte wenn möglich verborgen zu halten.
Psychischer Druck
Bei den Versuchen, Psi-Kräfte mit Hilfe von
wissenschaftlichen Versuchen zu entdecken und analysieren, sind die Forscher
immer wieder auf das Problem gestoßen, dass die am ehesten Erfolg
versprechenden Testpersonen in der Regel stark introvertiert, charakterlich
unausgeglichen und besonders anfällig für Stress und psychischen Druck sind. Personen
aus dieser Untersuchungsgruppe setzen sich bei dem Versuch, anderen Personen ihre
besonderen Kräfte unter Beweis zu stellen, häufig so massiv unter Druck, dass dies
ihnen die Demonstration ihrer Begabungen unmöglich macht und ein Versuch davon fast
ausnahmslos zum Scheitern verurteilt ist.
Eine solche Situation widerfährt früher oder später nahezu
jeder paranormal begabten Person und führt dazu, dass diese prinzipiell ihre
Fähigkeit verliert, ihre Kräfte in der Öffentlichkeit zu zeigen. Allein der
Gedanke, beobachtet oder mit technischen Geräten aufgezeichnet werden zu
können, steigert in diesen Personen den persönlichen Erfolgsdruck ins
Unermessliche, was eine Anwendung der Kräfte um ein Vielfaches erschwert.
Einige Personen, denen mehr oder weniger eine paranormale Begabung nachgesagt
wird, entwickeln zusätzlich mit der Zeit einen ausgeprägten Verfolgungswahn.
Diese statistisch nachgewiesene Tatsache ist ein weiteres Indiz für die
empfindliche psychische Struktur von Personen mit Psi-Kräften. Es wird
vermutet, dass ein stark ausgeprägter Verfolgungswahn ebenfalls ein
Hinderungsgrund für die Ausübung dieser Kräfte ist und darunter leidende
Personen mit der Zeit ihre paranormale Begabung völlig unterdrücken und
verlernen.
Verdrängungseffekte
Ein weiterer wichtiger Punkt, der die Erforschbarkeit von
Psi-Phänomenen erschwert, liegt darin, dass deren Existenz gerade von der
intellektuellen Elite der Gesellschaft stark bezweifelt oder rigoros für
unmöglich erklärt wird. Nicht nur die Zeugen von übernatürlichen Phänomenen,
sondern auch eine Vielzahl von anderen Menschen akzeptiert lieber eine auf
natürlichen und erklärbaren Effekten beruhende, aber dafür an den Haaren
herbeigezogene Erklärung statt die Existenz von Psi-Kräften auch nur in
Betracht zu ziehen. Da aber gerade die intellektuelle Elite und die
gebildeteren Bevölkerungsschichten zu dieser Verhaltensweise neigen, besitzen
die Erklärungsversuche in der Regel auch eine gute Qualität und sind
entsprechend gut durchdacht und schwer zu widerlegen. Leider bleibt der
unwiderlegbare Nachweis von Psi-Kräften immer noch aus, mit dem diesen Schichten
endgültig das argumentative Handwerk gelegt werden könnte.
Konditionierung und genetische Selektion
Über nahezu alle Spezies und Kulturen hinweg, in denen das
Thema paranormale Kräfte thematisiert wird, werden diese als Gefahr und
Bedrohung für den Rest der Bevölkerung aufgefasst. Selbst bei den
altruistischen Arnesh existieren gewisse Vorbehalte gegenüber angeblich
paranormal begabten Individuen. Bei andere Spezies und anderen Kulturen wie
beispielsweise der alten Lengroahkultur oder den Menschen im späten Mittelalter
wurde auf Personen, denen solche Fähigkeiten nachgesagt wurden, offene Jagd
betrieben oder kurzerhand der Prozess gemacht. Aus diesem Grund kann davon
ausgegangen werden, dass es bei paranormal begabten Personen eine starke
zivilisatorische und erzieherische Konditionierung gibt, die Existenz der
eigenen Kräfte gegenüber dem Rest der Gesellschaft geheim zu halten und zu
verbergen. Da Personen mit Psi-Kräften erhebliche negative Konsequenzen drohen,
wenn sie ihr Talent offenbaren, halten viele ihr Talent eher versteckt, wenn
sie eines besitzen. Auf der anderen Seite existieren wiederum gerade bei den
Menschen viele Personen, die vorgeben oder glauben, solche Kräfte zu besitzen
und damit offen prahlen. Solche Leute werden aber häufig von der Öffentlichkeit
als Scharlatane enttarnt.
Einige Parapsychologen gehen die Überlegungen mit der
Konditionierung noch weiter und vermuten sogar eine genetische Selektion bei
paranormal begabten Personen. Da durch die Offenbarung der eigenen Kräfte die
durchschnittliche Lebenserwartung solcher Personen drastisch sinkt, fallen sie
erheblich früher aus dem Genpool heraus und können statistisch betrachtet
weniger Nachkommen zeugen. Dies entwickelt sich als Vorteil für diejenigen, die
ihre Psi-Kräfte verborgen halten und somit an die nachfolgende Generation
weitervererben können. Damit würden auch die Gene für ein unauffälliges
Verhalten mit weitergegeben. Einen gewichtigen Haken hat diese Überlegung
allerdings: Es steht noch der Beweis aus, dass Psi-Kräfte tatsächlich genetisch
vererbbar sind.
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