Die Kultur der Lengroah besitzt durch den enormen geschichtlichen
Wechsel des Volkes eine grundlegende Wende, die vor etwa 400 Jahren stattfand.
Sämtliche Kulturgüter vor dieser Zeit verehren Aggression und
Gewaltbereitschaft: Malerei, Musik, Dichtung und alle anderen Künste
beschäftigten sich immer wieder mit Konflikten, Krieg und Heldentaten,
aber auch mit Hass, Rache und Folter, welche nicht selten positiv
angesehen waren! Diese alten Formen der Kultur sind heute bei den Lengroah
nicht sonderlich beliebt, existieren aber häufig noch bei der Gestaltung
der Lasaósh, der Rituale zur Bewältigung der inneren
Aggressionen.
Seit der Umgestaltung der Kultur werden vermehrt die höheren geistigen
Aspekte wie Liebe, Ehre, Ästethik oder Frieden und Harmonie durch die
Künste dargestellt. Neue lengroathische Kunst sieht für menschliche
Augen grundsätzlich irgendwie kitschig aus; neue lengroathische Musik ist
grundsätzlich meditativ und entspannend und besitzt starke harmonische
Elemente - langweilig, nahezu anödend im Vergleich zu den
nervenzerfetzenden und den Adrenalinspiegel in die Höhe treibenden
Rhythmen terranischer Musik der letzten Jahre.
Der Glaube an höhere Wesen "im Himmel", welche die Geschicke ihres Volkes
lenken, hat in den letzten Jahrhunderten wie auch auf der Erde stetig an
Bedeutung verloren. Viele Lengroah halten es zwar für möglich,
dass ein oder mehrere übermächtige Wesen existieren, oder
dass es ein Leben nach dem Tod gibt, aber diese Überlegungen sind nur
noch individuell und beeinflussen ihre Handlungsweisen nur noch minimal.
Anstelle einer Religion in diesem Sinne tritt die Glaubensgemeinschaft von
Ne Rádun Prerésh. In ihrem Kern klagt sie die
Gewaltbereitschaft der Lengroah an und prophezeit den Untergang bzw. die
Trégonterrán der Lengroah an, wenn diese sich
untereinander bekämpfen und den Weg des Krieges statt den des Friedens
wählen. Daraus folgt, dass die Lengroah als Rasse nur Bestand haben
können, wenn sie den Frieden mehr achten als die Gewalt. Diese
Glaubenseinstellung existiert seit etwa 450 Jahren, und alle überlebenden
Lengroah gehören ihr an, obwohl der Vernichtungskrieg der Tsrit ihren
Glauben ziemlich erschüttert hat.
Um ein Volk der Jäger und Krieger friedliebend zu machen, wurden in der
Anfangszeit des Rádun-Glaubens verschiedene Riten eingerichtet,
die die Lengroah unter dem Sammelnamen Lasaósh führen. Diese
Riten haben die Hauptaufgabe, die früher immer wieder aufgetretenen
Gewaltausbrüche der Lengroah einzudämmen, zu kontrollieren oder
zumindest auf ein anderes Ziel als die Existenz des eigenen Volkes zu richten.
Nennenswert sind hier vor allem die Kkrádoehn, der
Initiationsritus, das Gragéshad, der Schaukampf, und das
Laénandshárrh, welches der inneren Ausgeglichenheit dient.
Andere Riten sind teilweise in Vergessenheit geraten oder werden nicht mehr
praktiziert.
In der Kkrádoehn, das für gewöhnlich im Alter von 14
Jahren abgehalten wird, müssen die Eltern und ein Glaubensbeisteher das
Kind mit Beschimpfungen und sogar körperlichen Angriffen reizen,
während das Kind den Reiz unterdrücken muss, sich zu wehren und
Vergeltung oder Rache zu üben. Nur diejenigen, die dies schaffen, werden
in die lengroathische Gesellschaft aufgenommen; alle anderen müssen die
Kkrádoehn so oft wiederholen, bis es ihnen gelingt. Da die
körperlichen und geistigen Angriffe durchaus ernst gemeint ist, ist die
Kkrádoehn nicht nur für das Kind, sondern auch die Eltern
und den Glaubensbeisteher eine unangenehme Angelegenheit. Aufgrund der immer
besseren Vorerziehung verliert aber für gewöhnlich keiner der
Aufzunehmenden mehr die Beherrschung, wie es anfangs noch recht häufig
war. Außerdem macht die anschließende Feier auch die eine oder
andere Schramme oder Schnittwunde wieder wett.
Das Gragéshad, ehemals als ritualisierte Kampfform zwischen zwei
Lengroah gedacht, wird immer mehr als Schaukampf und Massenspektakel
kommerzialisiert, da diese Kämpfe für Außenstehende sehr
unterhaltsam sind, Konflikte dieser Form jedoch real nur noch sehr selten
vorkommen. Gekämpft wird hierbei über fünf Runden mit einer Länge von jeweils
3 Minuten und 48 Sekunden. Je nach Kampf werden entweder etwa 2 Meter lange
Holzstangen oder bei der am höchsten entwickelten Form des
Gragéshad etwa 1 Meter lange, grob krummschwertartige Klingen
verwendet. In einer dritten Form, welche die beliebteste bei den Zuschauern
ist, kämpfen die Gegner nur mit ihrer natürlichen Bewaffnung. Gekämpft wird auf einem Kreis
mit 12 Meter Durchmesser; wenn einer den Kreis während des Kampfes
freiwillig verläßt, gesteht dieser die Überlegenheit des
Gegners ein. Es ist wichtig zu erwähnen, dass es in dem Kampf nicht
darum geht, den Gegner ernsthaft zu verletzen, sondern seine Überlegenheit
möglichst ausdrucksvoll zu demonstrieren.
Als drittes wichtiges Ritual sorgt das Laénandshárrh
wahrscheinlich am ehesten für die innere Ruhe und die Zurückhaltung
der Lengroah. Dieses Ritual wird bis auf die sozialen Phasen in
Abgeschiedenheit von anderen Wesen durchgeführt. In der Vorbereitung
für dieses Ritual erstellt ein Lengroah ein plastisches Abbild von sich
selbst, welches er in der ersten Phase des Rituals mit einer der drei
Waffenformen des Gragéshad angreift und zerstört.
Anschließend folgt eine mindestens dreistündige meditative Phase,
die dem Lengroah helfen soll, wieder seine Kontrolle über sich selbst zu
gewinnen. Danach beginnt die Resozialisierung in Form einer ausführlichen
gemeinsamen Mahlzeit mit Freunden. Der Lengroah wählt dann einen der
Anwesenden aus, dem er anschließend sechs Tage hilft, dient und jeden
Wunsch erfüllt. Das Laénandshárrh wird alle drei
Monate mindestens einmal durchgeführt.
Die alte Zeitrechnung der Lengroah basierte auf ein Klerrh (Jahr) mit
173 Tann (Tage) mit jeweils 200 Sorrh und 200
Gánaesh. Damit ist eine Gánaesh etwa 2,28 Sekunden
lang, ein Sorrh entspricht etwa 7,5 Minuten und ein Tann etwa 25
Stunden und 15 Minuten. Seit Erhalt der endgültigen
Staatsbürgerschaft rechnen die Lengroah der UTC offiziell nur noch in
terranischer Zeit. Dies gilt auch für alle anderen
Mess;größen wie Längen oder Gewicht. Ihr bevorzugtes
Zahlensystem ist das dekadische System, welches sie auch schon vor der Flucht
vor den Tsrit verwendet haben.
Zum Abschluss noch etwas zum Thema Kleidung: Die Lengroah bevorzugen
Kleidung, die möglichst viel Freiheit läßt. Kleidung dient ihnen weniger zum Schutz und fällt daher häufig entsprechend knapp aus. Lange Ärmel,
Hosen oder Röcke gefallen ihnen nicht. Typische lengroathische Kleidung
sitzt eng am Körper und bedeckt nur den Oberkörper und den
Rücken. Die Oberschenkel werden meistens nur im Schritt, selten auch an
den Seiten bekleidet. Die Füße und Unterschenkel werden
gewöhnlich in hohen, weichen Stiefeln gekleidet.
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