Wie schon bereits erwähnt, war Drukhrár, die
Welt der Lengroah, für sehr lange Zeit in immer verbitterter
geführten Kriegen verwickelt, in denen auch die für Menschen
anrüchigsten Kriegsmethoden wie Völkermord und exzessive, zum reinen
Vergnügen durchgeführte Folter üblich waren. Nachdem um das Jahr
1620 die Industrialisierung des Planeten begann, war der Schritt zu
Massenvernichtungswaffen auch nicht mehr weit. Der erste Einsatz einer solchen
Waffe wurde 1712 verzeichnet, als mit einem chemischen Kampfstoff mit einem
Schlag etwa 17.000 Lengroah getötet wurden. Am Anfang des 19. Jahrhunderts
wurden die ersten nuklearen Sprengkörper entwickelt und eingesetzt. Dies
führte zur Verwüstung von insgesamt etwa 20% des Lebensraums der
Lengroah auf Drukhrár. Zu diesem Zeitpunkt lebte der große
geistige Führer und Redner, Ne Rádun Prerésh, ein
Kirsá, der die Trégonterrán für sein
Volk vorhersah, wenn das aggressive Gebaren seines Volkes kein Ende nahm. Die
Detonation zweier Wasserstoffbomben im Jahre 1847 mit insgesamt über
200.000 Toten erschien wie ein Vorbote des unausweichlichen Schicksals der
Lengroah. Ne Rádun gelang es jedoch mit Hilfe seiner schnell
wachsenden Anhängerschaft, einen eigenen Staat zu gründen, welcher
wie durch ein Wunder nicht durch irgendwelche Machtkämpfe zwischen den
anderen Blöcken zerrieben wurde. Die Gründung des Staates
Hóda geschah 1849 und begründete damit ein neues Zeitalter
des Friedens.
Insgesamt brauchte es allerdings noch etwa vierzig Jahre, bis die Kämpfe
auf Drukhrár endgültig abebbten und eine erstaunlich
friedliche Welt geschaffen worden war. In dieser Zeit fand Ne
Rádun bis zu seinem Tod 1882 noch so viele Anhänger, dass
sie bereits 75% der Bevölkerung ausmachten; Hóda war auf
eine stolze Einwohnerzahl von 1,9 Milliarden bei einer Gesamtbevölkerung
von 3,3 Milliarden Lengroah angewachsen. Ne Rádun hatte ein
komplexes Netzwerk an Initiationsriten, Feiern und rituellen Kämpfen als
Glaubens- und Lebensgemeinschaft institutionalisiert, mit dem die immer noch
häufig auftretenden Gewaltausbrüche kanalisiert werden konnten. Mit
der Zeit wurden diese immer schwächer und seltener: Seit 2073 ist keine
gewalttätige Entgleisung mit tödlichen Folgen eines Lengroah gegen einen anderen
mehr verzeichnet worden, wie sie während der Anfangszeiten
geläufig waren.
Die Verwüstung und Verstrahlung großer Gebiete auf
Drukhrár verstärkten die Lengroah in ihrem Bemühen,
sowohl diese Gebiete wieder bewohnbar zu machen als auch den Weltraum zu
bewohnen. Die ersten orbitalen Weltraumexperimente begannen 1893, der erste
brauchbare Satellit wurde 1902 in die stationäre Umlaufbahn geschossen,
die ersten bemannten Mondlandungen fanden 1912 und 1914 statt. Der nächste
Nachbarplanet wurde von den Lengroah 1961 besucht, die erste große
orbitale Raumstation mit mehr als 100 Lengroah Besatzung wurde 1972 in Betrieb
genommen. Erfolgreiche Kälteschlafverfahren der Kryobiologie wurden 2041
entwickelt und das nächste Sonnensystem 2083 besucht und kolonisiert. Das
Terraformen des Nachbarplaneten wurde 2091 abgeschlossen und die Schäden
auf Drukhrár 2095 größtenteils beseitigt. Der erste
Portalgenerator stammt aus dem Jahr 2114, mit dem sich die Lengroah
explosionsartig auf die umliegenden Sternsysteme verbreiten. Die Erfindung von
Trägheitskompensatoren im Jahr 2162 und des Remigators 2176
verstärken diesen Prozess. Zur seiner Blütezeit am Anfang des
23. Jahrhunderts erreicht das Reich der Lengroah eine Ausdehnung von knapp 150
Lichtjahren mit einer Einwohnerzahl von etwa 25 Milliarden. Mit der
Konstruktion des ersten Androiden 2235 enden die Experimente und
Züchtungen von Replikanten wegen ethischer Aspekte. Außerdem endet
ab diesem Zeitpunkt die sogenannte Groán, die technologische
Ära der Lengroah, und ab diesem Zeitpunkt begann wiederum eine Phase des
technischen Stillstandes, aber dafür der geistigen Fortentwicklung.
Die erste Begegnung mit einer Fremdrasse fand im Jahr 2206 mit den Srakhs
statt, mit denen auch kurz darauf eine gemeinsame Grenze im Raum festgelegt
wurde. Trotz der friedlichen Koexistenz konnten sich beide Rassen sehr lange
Zeit nicht sonderlich ausstehen, weswegen die Lengroah auch erst 2267
überhaupt von der Existenz der Menschheit erfuhren, obwohl der erste
bestätigte Kontakt der Srakhs mit den Menschen bereits 2239 stattfand.
Gleichzeitig begegnete eines der wenigen noch aktiven Expeditionsschiffe der
Lengroah den Tsrit. In einer unglaublichen Fehleinschätzung wurden die
Tsrit, obwohl kein einziger Kontakt der beiden Rassen friedlich verlief, als
keine ernsthafte Bedrohung für die Lengroah eingestuft und ignoriert, bis
die Tsrit im Jahre 2271 nach einigen Grenzscharmützeln in den Jahren
zuvor einen Großangriff gegen die Lengroah starteten. In der ersten Welle
des Krieges verloren die überhaupt nicht vorbereiteten Lengroah die
Hälfte ihrer Kolonien und etwa 10 Milliarden Einwohner. Ein Hilfegesuch an
die Srakhs wird von diesen abgelehnt. Am Ende des Jahre 2274 liegt nach
Abklingen der ersten großen Welle die Hälfte des lengroahtischen
Reiches in Trümmern, viele Lengroah sind von den Tsrit getötet oder
gefangen genommen und als Arbeitssklaven verschleppt worden. Außerdem
gelingt es den Tsrit, einige der lengroahtischen Technologien für sich
nutzbar zu machen. Zwei Jahre nach dem Beginn der zweiten Invasionswelle der
Tsrit im Jahre 2279 stellt der Regent Júdran Kkran Ende 2281
endgültig die Verteidigungsunfähigkeit des lengroahtischen Reiches
aufgrund waffenmäßiger Unterlegenheit sowie mangelnder bzw.
zerstörter Befestigungen fest. Die Srakhs erlauben zunächst 60
Millionen, später dann immerhin 140 Millionen Lengroah die Einreise in ihr
Imperium, was bei einer Restbevölkerung von 4,2 Milliarden im Jahr 2282
immer noch zu wenig ist. Viele Lengroah fliehen in oberer Richtung in unbekanntes Gebiet.
Außerdem erkunden Aufklärer bis Februar 2283 das
Randgebiet der UTC auf der Suche nach einem geeigneten Ort für den
Erstkontakt und die Beantragung von Asyl. Die eine Hälfte der Flotte
verteidigt ab November 2282 die Heimatwelt gegen die Attacken der Tsrit,
während die andere Hälfte mit sämtlichen schweren Transportern
die restlichen noch existenten Kolonien evakuiert. Bei der ersten Fahrt zur UTC
im April 2283 können, nachdem die Terranische Union im Anschluss an
den etwas hitzigen Erstkontakt dem Asyl zugestimmt hat, 156 Millionen Lengroah
aus den Kolonien in das Gebiet der Menschen gerettet werden. Dreimal kann die
Flotte den Belagerungsring der Tsrit um Drukhrár durchbrechen
und weitere 470 Millionen Lengroah sowie einige Exemplare und die
Gendatenbanken mehrerer auf Drukhrár einheimischer Tier- und
Pflanzensorten retten, bis auf dem vierten Weg am 29. August 2283 die
Hiobsbotschaft der endgültigen Niederlage, Eroberung und Zerstörung
von Drukhrár die Schiffe erreicht. Die übrige Flotte der
Lengroah bricht ihre Fahrt ab und kehrt in das Gebiet der UTC zurück.
Obwohl einige Lengroah in die Republik Arnesh abwandern, bleibt der
größte Teil im durch die Erdregierung zugewiesenen Sektor und
erhält 2284 eine eingeschränkte sowie 2289 die endgültige
Staatsbürgerschaft der Terranischen Union. Ab diesem Zeitpunkt erhalten
die Lengroah wieder die Kontrolle über ihre Schiffe und unterstützen
seitdem die UTC im Kampf gegen die Tsrit. Außerdem wandeln sie die ihnen
zugewiesenen Planeten so um, dass sie wenigstens so weit wie möglich
ihrer Heimatwelt Drukhrár ähneln.
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